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Sonnenschutz kann das nicht! Oder?

Eigentlich funktionieren neue Gebäude gar nicht ohne flexible Sonnenschutzsysteme. Dennoch werden immer wieder Stimmen laut, die es besser wissen wollen. Der Bundesverband Sonnenschutztechnik räumt mit althergebrachten Vorurteilen auf.

Niemand ist frei von Vorurteilen. Sie resultieren laut dem 1967 verstorbenen US-Psychologen Gordon Allport nicht aus Ideologie, Ignoranz oder Idiotie – sondern sind gewissermaßen in unsere Psyche verankert. Denn dem Menschen sind Konfusion und Zwiespältigkeit zuwider, wir haben ein Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit. Deshalb streben wir nach Gewissheit – und zwar schnell. Als Entscheidungsfaktor funktionieren Vorurteile damit ja auch vermeintlich ganz prima, aber die gute Nachricht: Man kann gegen sie vorgehen. Und gerade dann, wenn man mit negativen Vorurteilen kämpfen muss, ist Erfolg die beste Waffe. Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik in Österreich: „Es ist schier unglaublich, mit welchen Aussagen ich bezüglich Sonnenschutz konfrontiert werde. Die meisten davon sind schlichtweg falsch, basieren auf einem technischen Stand von vor 1990 oder sie negieren die Kernkompetenzen einer Beschattung!“ Mit diesen Irrtümern möchte der Experte aufräumen, denn erst der individuell richtige Eintrag von Sonne und Licht lässt komfortable, energetisch sinnvolle und zukunftsfähige Gebäude entstehen.

Vorurteil 1: "Wenn ich den Sonnenschutz runterlasse, wird mein Raum ganz dunkel.“
Wenn die Sonne scheint und in den Innenräumen Treibhausklima droht, will man sich einerseits vor der Sonne schützen, andererseits aber auch das Tageslicht nützen und den Kontakt nach draußen nicht verlieren. All das erfüllen vor allem Raffstore, Markisen und Schiebeläden. Bei Raffstoren beispielsweise genügt es, die Lamellen nur so weit zu drehen, dass man die Sonne nicht sieht. Diese Position reflektiert die energiereiche direkte Einstrahlung, lässt aber ausreichend diffuses Tageslicht durch, sodass kein Kunstlicht aufgedreht werden muss. Die so positionierten Lamellen ermöglichen die Sicht nach draußen, schützen aber zugleich das Auge vor greller Sonne.
Fassadenmarkisen halten dank modernster Gewebe die direkte Sonne bis zu 90 % vom Gebäude ab und bieten dennoch Durchsicht und Blendschutz, Markisoletten mit ihrem schräg ausfallenden Tuch gewährleisten praktisch eine freie Sicht in den Garten. Der Stoff leuchtet in der Sonne diffus auf, und die Beschattung wirkt vom Raum aus gesehen sehr leicht und anmutig. Dort, wo man es wirklich dunkel haben möchte, wählt man am besten Rollläden. Denn in Räumen ohne äußere Lichteinwirkung schläft e sich deutlich besser und gesünder.

Vorurteil 2: „Der Sonnenschutz beginnt bei Wind zu klappern und wird ja außerdem kaputt.“
Die Zeiten, in denen Rollladen, Raffstore und Co. schlafraubend im Wind schepperten, sind passé. Heute sind Läden und Storen geräuschgedämmt, haben gute Dichtungen, laufen leise, und es gibt sie für Windbeständigkeit bis zu 80 km/h und mehr. Aber auch für textile Beschattungen wie Fenstermarkisen stellen Wind und Sturm kein Problem mehr dar. In Österreich sind sehr viele Sonnenschutzanlagen motorisiert und von einem Sonnen- und Windwächter kontrolliert, sodass sie bei aufkommendem Schlechtwetter auch bei Abwesenheit der Bewohner selbsttätig einfahren. Für eine auf die örtlichen Gegebenheiten ausgelegte Beschattung darf man mit einer Lebenserwartung von 30 Jahren und mehr rechnen.

Vorurteil 3: „Ich habe so gutes Glas, ich brauche gar keinen Sonnenschutz.“
Um es neudeutsch zu sagen: Glas kann nicht wirklich Sonnenschutz! Wesentlich effektiver als hochtechnologisches Sonnenschutzglas ist die Kombination von gutem und günstigem Wärmeschutzglas und Sonnenschutz: In all den Stunden, in denen das Fenster nicht direkt besonnt wird, und ebenso in der dunkleren Jahreshälfte ist der Tageslichteintrag deutlich höher – das fühlt sich nicht nur besser an, sondern spart auch Energie und Geld für künstliche Beleuchtung. Außerdem kommt die kostenlose Sonnenwärme im Winter so besser ins Gebäudeinnere und reduziert damit die Heizkosten.
Und wer glaubt, dass Sonnenschutzglas ausreichend Blendschutz bietet, der irrt. So sollte zum Beispiel für einen ausreichenden Blendschutz beim Spielen und Arbeiten mit Bildschirmen oder auch beim Fernsehen der Lichteintrag um ca. 95 % reduziert werden, um die grelle Sonnenscheibe entsprechend zu dämpfen – diese Qualität kann nur guter Sonnen- oder Blendschutz.

Vorurteil 4: „Der Sonnenschutz ist so teuer.“
Die Kosten für einen sehr guten motorisierten Sonnenschutz mit integriertem Insektenschutz betragen für ein durchschnittliches Haus oder eine Wohnung rund 1,5 – 2,5 % der Gesamtkosten. Gerstmann: „Zugegeben, bei einem knappen Baubudget stellen 6.000 Euro und mehr für den Sonnenschutz eine gewisse finanzielle Herausforderung dar – umgerechnet auf die Lebenserwartung sprechen wir allerdings von rund 30 Euro pro Jahr. Das entspricht in etwa einem Zehntel der Betriebskosten eines Klimagerätes!“
Im Gegensatz zu Heizungs-, Lüftungs- und Klimageräten fallen außerdem keine regelmäßigen Service- und Wartungsarbeiten wie Filtertausch etc. an. „Die jährlichen Betriebskosten einer automatisierten Anlage mit 16 Außenbeschattungen belaufen sich bei täglicher Nutzung auf insgesamt weniger als 6 Euro“, rechnet Gerstmann vor. „Da stellt sich schon die Frage: Ist das wirklich teuer?“

Vorurteil 5: „Der Sonnenschutz macht Wärmebrücken!“
Ungedämmte, ins Mauerwerk integrierte, Stauräume für Rollläden, Jalousien und Markisen gibt es seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr, weil es sie gar nicht geben darf. Der U-Wert eines Rollladenkastens ist heutzutage in jedem Fall niedriger und daher besser als jener eines Passivhausfensters. Fachgerecht montierter Sonnenschutz ruiniert weder Dämmsysteme von Mauern noch ist er ein Risiko hinsichtlich Schimmelbildung.
Gerstmann: „
Sonnenschutz ist keine New Technology – ganz im Gegenteil, sie ist eine ausgereifte und bewährte Technik. Es ist also höchste Zeit, alte Vorurteile hinter sich zu lassen und die Sonnenschutztechnik in einem neuen Licht zu sehen.“

 

Wer wirklich Energie beim Heizen, Kühlen und Beleuchten einsparen möchte und zugleich auch jede Menge CO2, der kommt um einen dynamische Beschattung, die sich den individuellen Nutzeranforderungen und klimatischen Bedingungen zu jeder Tages- und Jahreszeit anpasst, nicht umhin. Vielleicht lässt sich das althergebrachte Sonnenschutz-Image ganz einfach durch die Umbenennung auf Solar-und Lichtmanagement entstauben? 

 

Quellen und Links:
http://www.alltagsforschung.de/mauer-in-den-kopfen-wie-entstehen-vorurteile/
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/03/psychologie-vorurteile-verhalten

Bild: Credit: Bundesverband Sonnenschutztechnik/VALETTA