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Hot in the City

Der heißeste Sommer seit 248 Jahren beschert den Herstellern von Klimaanlagen rauschende Umsätze. So werden die Auswirkungen der Klimaerwärmung mit noch mehr klimaschädigenden Emissionen weiter verstärkt. Die ökologische und gesündere Lösung heißt Hitzeschutz durch Markisen, Rollläden und Jalousien.

Klimaanlagen funktionieren im Prinzip wie Kühlschränke. Aber statt 150 bis 200 Liter Inhalt müssen sie ganze Räume und Gebäude kühlen. Der Strombedarf dafür ist enorm. Schon bei 30 Betriebstagen verbraucht eine Klimaanlage im privaten Bereich rund 500 bis 600 Kilowattstunden Strom. Laut Berechnungen der Energie Steiermark steigt der Strombedarf eines durschnittlichen Haushalts durch den Einsatz von Klimaanlagen um 15 %.Dessen ungeachtet war die Nachfrage nach Klimaanlagen nie größer als in diesem Sommer: Im Juli 2015 lag sie um 50 % höher als 2014. Einige Baumärkte verzeichnen sogar eine Verdoppelung der Nachfrage und würden den Absatz noch steigern, wären sie nicht bis auf das letzte Stück ausverkauft.
“Mit der Hitzeperiode 2015 erleben wir die Auswirkungen des Klimawandels unmittelbar vor und in unseren Häusern. Doch anstatt den Energieverbrauch und die damit verbundenen Emissionen und Gesundheitsrisiken zu reduzieren, heizen wir den Klimawandel durch noch mehr Klimaanlagen und noch mehr Strombedarf weiter an”, kritisiert Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik. “Besser ist es, die Hitze erst gar nicht in die Gebäude eindringen zu lassen. Dann müssen wir sie auch nicht runterkühlen.”

Äußere Beschattung statt Klimaanlage kühlt effektiv und umweltschonend

Gerstmann plädiert für passiven Hitzeschutz mit Markisen, Roll- und Schiebeläden oder Raffstore. Das Prinzip ist einfach und aus dem Urlaub im Süden gut bekannt: Besonnte Glasflächen außen abschatten und Fenster während der Hitze des Tages geschlossen halten. Gelüftet wird in den kühleren Nacht- und Morgenstunden. Gerstmann: „Mit dieser einfachen, energieautarken Methode schaffen wir eine um bis zu 10 °C niedrigere Raumtemperatur im Vergleich zur Außentemperatur – und diesen Unterschied erleben wir als deutliche Verbesserung. Zugluft gibt es dabei übrigens auch nicht.“
Das Interesse privater Bauherren an diesen Systemen steigt seit einigen Jahren kontinuierlich an. Die Baugesetze geben den Planern ohnedies vor (leider meist zahnlos), die Gebäude auch unter extremen Bedingungen sommertauglich zu planen und zu bauen. in Büros und Verwaltungsgebäuden möchte man aus Energiespargründen auf passiven Hitzeschutz in Form von kühlendem Schatten immer weniger verzichten. Und für  Niedrigenergie- oder Passivhaus ist eine Klimaanlage ohnehin nicht denkbar.
Die steigende Nachfrage nach Sonnenschutzsystemen hat auch den Innovationsgeist der Hersteller beflügelt. Automatisierung ist der deutlichste Trend: 58 % der Außenbeschattungsanlagen werden heute bereits motorisiert ausgeführt. “In der modernen Architektur werden die Fensterflächen immer größer und haben entprechend starken Einfluss auf das Raumklima. Automatisierte Beschattungssysteme regulieren den Licht- und Hitzeeintrag nach den individuellen Vorgaben der Bewohner. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie zu Hause sind oder nicht.” Scheint die Sonne zu stark, fährt die Markise automatisch aus und minimiert damit den Hitzeeintrag. Droht ein Unwetter, fahren Raffstore und Markise selbsttätig in ihre schützenden Kästen zurück. Der Sonnenschutzz lässt sich auch mit der Lichtschaltung koppeln. Wird es am Abend dunkel und geht das Licht an, können sich die Rollladen automatisch senken. All diese Funktionen leisten einen wichtigen Beitrag zum Gebäudeschutz.

Viele Einzelinitiativen

Als größte Energieverbraucher sind Gebäude entscheidend für den Kampf gegen den Klimawandel. Während viele auf eine globale Lösung warten, werden andere bereits aktiv – so auch einige Bundesländer in Österreich. Die Zahl der Hitzetage und tropischen Nächte hat die Stadt Wien bereits 2013 zur Initiative „Bewusste Kühlung“ inspiriert. Vom 4. bis 18. August 2015 können sich Interessierte in der Kältezentrale Spittelau ansehen, wie aus der Müllverbrennung eine Kühlanlage werden kann. Die Wiener Umweltberatung informiert über Hitzeschutz, rät aus ökologischen Gründen von Klimageräten ab und empfiehlt stattdessen außenliegende Sonnenschutzsysteme. Der oberösterreichische Landesrat Rudi Anschober warnt in einer Pressekonferenz davor, dass „Linz bald in Südspanien liegt“, wenn nichts gegen die Klimaerwärmung unternommen wird, und präsentiert ein Programm zu mehr Energieeffizienz von Gebäuden. Und die Energieberatungsstelle des Landes Steiermark plädiert öffentlich für Architektur mit optimiertem Sonnenschutz, die ohne Klimaanlagen auskommt.
Die Hoffnungen vieler Umweltschützer auf die UN Klimakonferenz im Dezember 2015 sind seit der Ankündigung strenger Klimaschutzziele durch US-Präsident Barack Obama deutlich gestiegen. Johannes Gerstmann aber will nicht länger warten: „Wir können hier und jetzt einen Beitrag leisten, indem wir uns gegen stromfressende Klimaanlagen und für Markisen, Rollladen und Jalousien entscheiden.“
Da die Anzahl der Hitzetage allen Prognosen zufolge Jahr für Jahr weiter zunehmen wird, empfiehlt er rechtzeitig vorzubauen: „Außenliegender Hitzeschutz wird individuell auf das Gebäude abgestimmt, geplant und gebaut. Umso wichtiger ist es, die Lehren aus dem heurigen Sommer schon jetzt zu ziehen, jetzt zu handeln.“ Dann kann man die kommenden Sommer im Schutz gut verschatteter Fenster bei angenehmen Temperaturen vorbeigehen lassen.

Foto: Bundesverband Sonnenschutztechnik/Sattler, Abdruck honorarfrei