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Forderung für mehr Klimaschutz und gegen Ressourcenverbrauch: Intelligenter Sonnenschutz für Gebäude muss noch stärker gefördert werden!

Wien, im Februar 2020._ Das Regierungsprogramm lässt hoffen, bereits laufende Förderungen ebenfalls. Doch Experten sind sich einig: Es geht nicht nur um die sauberste Energie, sondern vor allem um jene, die eingespart werden kann. Dabei rückt auch in unseren Breitengraden der Kühlaufwand im Sommer zunehmend in den Vordergrund. Der Bundesverband Sonnenschutztechnik fordert daher noch mehr Unterstützung für passive Technologien wie dynamische Sonnenschutzsysteme.

Das Bekenntnis, dass es zusätzliche Mittel für den Klimaschutz geben soll, ist im Regierungsprogramm klar enthalten. Wieviel an Investitionen tatsächlich getätigt werden wird, ist zwar noch offen, Gebäude sollen jedenfalls nachhaltig und energiesparend beheizt, gekühlt, gebaut und saniert werden.
Was beweglicher Sonnenschutz dazu beitragen kann, zeigt eine Studie des Instituts für Gebäudetechnik und Energie der Hochschule Luzern. Die Simulationsergebnisse belegen die bedeutenden Auswirkungen des Klimawandels auf den Energiebedarf und die Behaglichkeit in Gebäuden: Demnach reduziert sich der Heizwärmebedarf um 20 – 30 %, während der Energiebedarf fürs Kühlen hingegen exponentiell ansteigt. Behagliche Temperaturen in den Innenräumen werden nur durch optimale Nutzung des Sonnenschutzes und einer genügenden Nachtauskühlung der Gebäude gewährleistet werden können. Die Automatisierung dieser Systeme und der Gebäudeentwurf, insbesondere die Fenster (Qualität, Ausrichtung, Fläche, Öffnungsmöglichkeit, Beschattung usw.) werden eine zentrale Rolle hinsichtlich der Behaglichkeit und der Robustheit gegenüber dem Klimawandel spielen.
Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik: „Endlich haben auch die Politiker in einigen Bundesländern erkannt, dass beweglicher Sonnenschutz wie Raffstore, Rollläden und Markisen eine bewährte und ausgereifte Technologie zur Vermeidung eines zusätzlichen Energiebedarfs ist. Variabler Sonnenschutz, der einerseits solare Energie in der Heizperiode nutzt und andererseits vor Überwärmung schützt, sollte bundesweit gefördert werden!“

Planen in Zeiten des Klimawandels
Das Überwärmungsrisiko nimmt mit der Gebäudedichtheit, der Effizienz der Wärmedämmung und dem Flächenanteil an südorientierten Fenster zu. Gerstmann: „Deshalb ist es das Gebot der Stunde, durch ganzheitliche passive Maßnahmen den Innenraumkomfort zu sichern und die beim Heizen eingesparte Energie nicht in anderen Bereichen teilweise wieder zu vergeuden!“ Wer klimagerecht planen und bauen möchte, muss in seine Überlegungen ausreichend Beschattung und natürliche Belichtung genauso miteinbeziehen wie gute Wärmedämmung. Das bedeutet, beim Energieeinsparen darf nicht länger vorrangig die Heizenergie im Zentrum stehen. Vielmehr muss die Planung so gut sein, dass keine Nachrüstung von Klimageräten und -anlagen im Wohnbau (ausgenommen in klimatisch exponierten Lagen) erforderlich ist, und der Energiebedarf für Beleuchtung durch gezielte Nutzung von Tagelicht möglichst niedrig gehalten wird. Durch passive Maßnahmen ist es möglich, Kühllasten im Wohnbau fast zur Gänze zu vermeiden und im Nicht-Wohnbau so gering wie möglich zu halten. Zu den passiven Maßnahmen zählt die temporäre Reduktion der direkten Sonneneinstrahlung über transparente Flächen durch variable Außenbeschattung, die Auskühlung der Speichermassen durch effektive Nachtlüftung, aber auch die Wärmedämmung der opaken Gebäudehülle, sowie die Reduktion innerer Lasten durch energieeffiziente Geräte und eine Optimierung der Tageslichtnutzung. All diese Komponenten sorgen für eine komfortable Raumtemperatur auch an heißen Tagen und reduzieren den Bedarf an aktiver Kühlung und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen.
Gut geplanter variabler Hitzeschutz wie Markisen, Raffstore, Roll- und Schiebeläden ist die effektivste Präventionsmaßnahme gegen Überwärmung, wobei gleichzeitig eine ausreichende Versorgung der Räume mit diffusem Tageslicht gewährleistet werden kann. Darüber hinaus spart ein außenliegender Sonnenschutz über 20 Jahre gerechnet, ca. das 60fache seines CO2-Fußabdruckes ein – die solaren Gewinne fürs Heizen noch gar nicht eingerechnet!
Das Land Tirol, die Stadt Wien und das Land Niederösterreich haben das bereits erkannt und fördern variablen Sonnenschutz als passive Maßnahme zur Vermeidung sommerlicher Überwärmung – vor allem in der Sanierung, aber auch im Neubau.
Gerstmann: „Außenliegender und variabler Sonnenschutz ist eine bewährte und ausgereifte Technologie. In Kombination mit intelligenter Steuerung oder Gebäudeautomatisierung reduzieren die Systeme massiv das Aufheizen von Gebäuden in der warmen Jahreszeit. Und das – im Gegensatz zu Klimageräten – praktisch ohne nennenswerten Energieaufwand!“
Wichtig ist, das Prinzip zu verstehen: Erstens die Einstrahlung der Sonne über Fenster während des Tages ist die Hauptursache für Überwärmung: Diese kann durch intelligente Beschattung auch bei Abwesenheit der Bewohner um bis zu 95 % bzw. 600 bis 800 W/m2 reduziert werden. Und zweitens müssen, wenn möglich, die Wohnräume in den Nachtstunden bestmöglich durchlüftet werden, um für einen weiteren heißen Tag gerüstet zu sein.
Gerstmann: „Mit optimalem Sonnenschutz und genügender Nachtauskühlung sind, wie zahlreiche Untersuchungen *) belegen, behagliche Innenraumtemperaturen auch ohne Klimaanlage erreichbar».

 *) Weiterführende Links:
Daniel Rüdisser (AEE – Institut für nachhaltige Technologien) und Heinz Ferk (TU-Graz), 2016: Sommerlicher Wärmeschutz im Klimawandel Einfluss der Bauweise und weiterer Faktoren
https://www.researchgate.net/publication/303818374_Sommerlicher_Warmeschutz_im_Klimawandel_Einfluss_der_Bauweise_und_weiterer_Faktoren

Doris Österreicher und Stefan Sattler (BOKU), 2018: Maintaining Comfortable Summertime Indoor Temperatures by Means of Passive Design Measures to Mitigate the Urban Heat Island Effect—A Sensitivity Analysis for Residential Buildings in the City of Vienna
https://www.mdpi.com/2413-8851/2/3/66

Gianrico Settembrini e.a. (Hochschule Luzern), 2017: ClimaBau – Planen angesichts des Klimawandels
https://www.aramis.admin.ch/Texte/?ProjectID=37044

Fotos: © Bundesverband Sonnenschutztechnik/Schlotterer

 

Über den Bundesverband Sonnenschutztechnik
Der Bundesverband Sonnenschutztechnik ist der Dachverband der österreichischen Sonnenschutzindustrie. Kooperationspartner sind u. a. klima:aktiv, IBO, ÖGUT, der Bau.Energie.Umwelt.Cluster NÖ und die Plattform Innovative Gebäude Österreich.
Der Verband repräsentiert 21 Mitgliedsbetriebe mit insgesamt über 1.700 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Er sichert mit einer Wertschöpfung von ca. 800 Mio. Euro an die 10.000 heimische Arbeitsplätze vor allem im gewerblichen Bereich.
Der BVST ist Gründungsmitglied des Europäischen Dachverbandes ES-SO (European Solar Shading Organization), zu dem 28 Mitgliedsverbände zählen. Verbandsweit ermöglichen alle mit Sonnenschutz verbundenen Leistungen (bis hin zur Montage und Serviceleistungen) Arbeitsstellen für 400.000 Angestellte und Arbeiter, die einen Gesamtumsatz von ca. 35 Milliarden Euro erwirtschaften. www.bvst.at