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Sanierung mit Sonnenschutz macht Gebäude klimafit

Wien, im Mai 2021._Der Bundesverband Sonnenschutztechnik (BVST) begrüßt das Ziel der Europäischen Union, die Sanierungsraten in den nächsten zehn Jahren mindestens zu verdoppeln. Zum einen geht es dabei um den Umstieg zu erneuerbaren Energieträgern sowie die Reduktion des Energieverbrauchs beim Heizen, und zum anderen darum, den Wohnungsbestand in Hinblick auf den Klimawandel mit passiven Maßnahmen klimafit zu machen – damit Energie, die beim Heizen eingespart wird, nicht im Sommer fürs Kühlen vergeudet wird. Wie das neue Positionspapier des BVST zur EU-Renovierungsstrategie zeigt, kann die Anpassung der Gebäude an den Klimawandel und die Ausrüstung mit dynamischem Sonnenschutz hier einen wesentlichen Teil beitragen.

Österreich ist vom Klimawandel besonders betroffen: Laut Umweltbundesamt war der Temperaturanstieg von 2 Grad zwischen 2018 und dem vorindustriellen Niveau etwa doppelt so hoch wie im globalen Mittel. In Österreich verursacht die Klimakrise laut Rechnungshof jedes Jahr volkswirtschaftliche Schäden von einer Milliarde Euro. Wenn nicht gegengesteuert wird, werden sich diese Kosten bis Mitte des Jahrhunderts auf vier bis acht Milliarden erhöhen. Die EU-Renovierungs-Strategie zielt nicht nur auf die Verringerung der Treibhausgasemissionen in Europa ab, sondern soll auch die Resilienz der Gebäude gegen Überwärmung verbessern. Damit einhergehend sollen Gebäude durch Digitalisierung intelligenter werden und zu einem gesunden und komfortablen Raumklima beitragen.

Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik sind die 14 wärmsten Sommer der 254-jährigen Messgeschichte in den letzten 20 Jahren zu verzeichnen. Neben der Temperaturerhöhung nahm auch die Sonnenscheindauer zu. Sonne, die ungehindert, also ohne wirksamen Sonnenschutz, in Räume einstrahlen kann, macht allerdings aus Fenstern Heizkörper, die mehr Heizleistung haben als jeder Radiator! Viele ältere Gebäude haben dicke Mauern und können diese Energie unter Tags absorbieren und bei entsprechend niedrigen Außentemperaturen durch Nachtlüftung und Undichtheiten in der Fassade wieder abführen. Nehmen die Sonnenscheinstunden zu und steigen auch die nächtlichen Temperaturen an, dann leidet die Sommertauglichkeit dieser Häuser und Wohnungen. Wird zudem die Hülle thermisch saniert – was aus Sicht der Heizenergie und des CO2-Ausstoßes unbestritten sinnvoll ist – dann überfordert die eingestrahlte Wärme die Sommertauglichkeit vieler Gebäude. Um die abnehmende Sommertauglichkeit zu kompensieren, muss die Einstrahlung unter Tags wirksam reduziert werden. Jedoch: Viele bestehende Wohnbauten haben keinen oder einen veralteten Sonnenschutz.   

Positionspapier klärt auf
Der gegenwärtige europäische Gebäudebestand bedarf einer dringenden Veränderung, da er hinsichtlich der Energienutzung ineffizient ist und zu etwa 36 % der Treibhausgasemissionen Europas führt. Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik in Österreich: „Aufgrund des Klimawandels steigt das Risiko der sommerlichen Überwärmung. Das betrifft vor allem den Bestandswohnbau, der für ein kühleres Klima geplant wurde!“ Die TU Graz hat in ihrer Studie „Sommerlicher Wärmeschutz im Klimawandel“ aufgezeigt, dass die Kombination von zwei bewährten passiven Maßnahmen es weitgehend schafft, Gebäude auch wirksam gegen Überwärmung zu schützen: Erstens, ein kühlwirksamer Luftwechsel in den Nachtstunden, wobei dieser in Hitzeperioden an Wirkung einbüßt. Zweitens, ein sehr effektiver Sonnenschutz am Tag, der den Energieeintrag um bis zu 95 % reduzieren kann, um den Wärmeeintrag so gering wie möglich zu halten und – neben deutlich kühlerem Raumklima - die Nachtauskühlung zu entlasten. Gerstmann weiter: „Wollen wir Wohngebäude ganzheitlich energieeffizient sanieren, muss die Nachrüstung von variablem und automatisiertem Sonnenschutz genauso wichtig werden wie der Fenstertausch und das Anbringen einer Wärmedämmung. Denn effektiver Sonnenschutz wirkt wie eine passive Klimaanlage, der dem massiven Anstieg von Kühlenergie vorbeugt. Denn Kühlen hat gegenüber Heizen nicht nur einen spezifisch höheren Energiebedarf, sondern herkömmliche Klimageräte belasten das Stromnetz und heizen mit ihrer Abwärme zusätzlich den Außenraum auf!“
Im Winter hingegen nutzt ein wegfahrbarer außenliegender Sonnenschutz tagsüber die Fenster als Solarkollektor, denn südorientierte Glasflächen liefern kostenlose Heizwärme. Zusätzlich wirken in der Nacht geschlossene Beschattungen (vor, zwischen oder hinter dem Fenster) wie eine Dämmschicht, insbesondere bei älteren Bestandsfenstern, wodurch die Wärmeverluste um 30 % und mehr reduziert werden können, was zugleich für behaglichere Räume sorgt.

Die Empfehlungen des BVST für die nächsten Schritte in der Gesetzgebung
Gerstmann: „Dynamischer Sonnenschutz ist eine äußerst kosteneffiziente und nachhaltige grüne Technologie! Damit er maßgeblich zur Zielerreichung der EU-Renovierungs-Strategie beitragen kann, sollte aus Sicht des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik in der Gesetzgebung noch einiges umgesetzt werden.“ So fordert der BVST, dass der Schutz vor Überwärmung Teil der Anforderungen bei der Gebäudesanierung wird und auch die Energieeffizienz-Anforderungen für Bestandsgebäude Schutz vor Überwärmung beinhalten müssen. Weiters sollten Sanierungsmaßnahmen gezielt Förderungen für den Sonnenschutz beinhalten. Und es wäre wünschenswert, den Geltungsbereich der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (EERL) zu erweitern und solare Gewinne über transparente Bauteile als natürliche Ressource (passive Heizenergie) einzustufen.
Gerstmann: „Zeitgemäße automatisierte Beschattungssysteme sind wahrscheinlich die wichtigste Technologie, um die Energiegewinne und Energieverluste möglichst ausgeglichen zu bilanzieren und damit den Energiebedarf zu minimieren.“

Quellen:
Klimaschutz in Österreich – Maßnahmen und Zielerreichung 2020. Bericht des Rechnungshofes
Positionspapier zum Download: https://bvst.at/verband/eu-renovierungsstrategie

Grafik: ES-SO und BVST

Über den Bundesverband Sonnenschutztechnik
Der Bundesverband Sonnenschutztechnik ist der Dachverband der österreichischen Sonnenschutzindustrie. Kooperationspartner sind u. a. klima:aktiv, IBO, ÖGUT, DECA, Bau.Energie.Umwelt.Cluster NÖ und die Plattform Innovative Gebäude Österreich.
Der Verband repräsentiert 20 Mitgliedsbetriebe mit insgesamt über 1.500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Er sichert mit einer Wertschöpfung von ca. 800 Mio. Euro an die 10.000 heimische Arbeitsplätze vor allem im gewerblichen Bereich.
Der BVST ist Gründungsmitglied des Europäischen Dachverbandes ES-SO (European Solar Shading Organization), zu dem 27 Mitgliedsverbände zählen. Verbandsweit ermöglichen alle mit Sonnenschutz verbundenen Leistungen (bis hin zu Montage und Serviceleistungen) Arbeitsstellen für 400.000 Angestellte und Arbeiter, die einen Gesamtumsatz von ca. 15 Milliarden Euro erwirtschaften. www.bvst.at